Die Geschichte des Marstalls
Der
Liebe
des
Grafen
Ernst
Schimmelmann
zu
edlen
Pferden
verdankt
Ahrensburg
eines
seiner
schönsten
Gebäude,
den
Marstall.
1845,
ein
Jahr
nachdem
Ernst
Schimmelmann
Ahrensburg
übernommen
hatte,
wurde
mit
dem
Bau
begonnen,
der
damals
in
schriftlichen
Aufträgen
an
die Handwerker schlicht als "neuer Pferdestall" bezeichnet wurde.
Gleichzeitig
entstanden
hinter
dem
Pferdestall
eine
Reithalle
und
auf
der
anderen
Straßenseite
das
Torhaus,
das
1898
aufgestockt
und
1960
abgerissen wurde.
Die
rege
Bautätigkeit,
die
der
damals
25jährige
Graf
Ernst
Schimmelmann
in
Gang
setzte,
brachte
den
Handwerkern
des
Dorfes
Woldenhorn
große
Aufträge.
Zimmermeister
Wulf,
Tischlermeister
Griesenberg,
Glasermeister
Weimar,
Maurermeister
Beckmann
und
Tischlermeister
Kottwitz
führten
die
entsprechenden
Arbeiten
durch.
Der
Name
des
Marstall-Baumeisters,
der
die
Pläne
für
den
eingeschossigen
Dreiflügelbau
mit
Rundbogenöffnungen
und
betonten
Bogenrahmen entwarf, konnte nicht ermittelt werden.
Der
eigentliche
Pferdestall
befand
sich
im
Mittelteil
des
Gebäudes.
Im
linken
und
rechten
Teil
wurden
Wohnungen
für
Angestellte
eingerichtet.
Auf
der
linken
Seite
wohnte
seit
1913
der
Schlossgärtner.
Die
Gärtnerei
mit
Gewächshäusern
lag
direkt
links
daneben.
Im
rechten Teil wohnte der Landvogt des Grafen, Paul Krohn.
Der
alte
Pferdestall
auf
der
Schlossinsel
konnte
-
ebenso
wie
die
anderen
Viehställe,
das
Backhaus
und
die
Brauerei
-
abgerissen
werden.
Sie
wurden
auf
dem
Gutshof
jenseits
der
in
den
Jahren
1841
-
1843
gebauten Chaussee neu errichtet.
Auf
der
Schlossinsel
entstand
anstelle
des
Wirtschaftshofes
ein
Landschaftsgarten
im
englischen
Stil.
Die
Vorfahren
des
Grafen
Ernst
hatten
keine
Pferdezucht
betrieben.
Die
für
die
Gutsarbeiten
benötigten
Tiere wurden gekauft, auch die Reit- und Kutschpferde.
Im
Jahre
1759
hatte
der
Stallmeister
Johann
Gottlob
Kluge
16
Pferde
zu
betreuen.
In
den
Dorfsippenbüchern
wird
Kluge
1759
als
"Bedienter
des
Herrn
von
Ahrensburg",
1763
als
Stallmeister
und
1766
als
Stall-
und
Kellermeister
genannt.
"
Sorgen
Sie
dafür,
dass
erstklassige
Tiere
in
den
Ställen
zur
Verfügung
stehen
",
lautete
der
Auftrag
des
Schatzmeisters
des
dänischen
Königs,
Heinrich
Carl
Schimmelmann,
i
n
dessen Diensten Kluge stand.
Es
ist
überliefert,
dass
der
Schatzmeister,
der
viel
Wert
auf
Repräsentation
legte,
gern
sechsspännig
nach
Hamburg
reiste.
Das
dabei
aufgelegte
Prunkgeschirr
der
Pferde
hat
heute
seinen
Platz
in
der
Eingangshalle
des Schlosses, früher hing es im Marstall.
Dass
Kluge
neben
seinem
Amt
als
Stallmeister
auch
das
des
Kellermeisters
ausübte,
lässt
darauf
schließen,
dass
die
Arbeiten
im
Stall
nicht
so
sehr
umfangreich
waren.
Als
sein
Schwiegersohn
Roers
1785
Kluges
Nachfolger
wurde
-
damals
war
bereits
Friedrich
Joseph
Schimmelmann
Herr
auf
Ahrensburg
-
arbeitete er darüber hinaus noch als Frisör der Gräfin Ernestine.
Schatzmeister
Heinrich
Carl
Schimmelmann
soll
nach
dem
König
der
reichste
Mann
Dänemarks
gewesen
sein.
Nach
seinem
Tode
1782
entfielen
auf
jeden
Erben
100.688
Reichstaler
sowie
wertvolle
Weine,
Juwelen
und
Silber.
Die
drei
Söhne
erbten
zusätzlich
jeder
ein
großes
Gut mit reich ausgestattetem Schloss.
Der
Erbe
Ahrensburgs,
Friedrich
Joseph,
hatte
aber
soviel
Schulden,
dass
sie
nicht
einmal
aus
den
Erbschaftsgeldern
abgetragen
werden
konnten.
Das
blühende
Ahrensburg
des
Schatzmeisters
verfiel
schnell
wieder.
Friedrich
Joseph
konnte
sich
ebenso
wenig
wie
sein
Sohn
und
Erbe Carl Heinrich den Luxus eines Familiengestüts leisten.
Ernst Schimmelmann (1820-1885) Carl Schimmelmann (1848 - 1922)
Erst
als
das
Familienvermögen
der
gesamten
Familie
Schimmelmann
wieder in
Ahrensburg
zusammenfloss,
weil
die
anderen
männlichen
Linien
ausgestorben
waren,
konnte
der
Urenkel
des
Schatzmeisters,
Ernst
Schimmelmann,
mit der
Pferdezucht beginnen.
Er
züchtete
Araber.
Seine
Pferdezucht
wurde
weltberühmt.
Er
verkaufte
unter
anderem
an
den
schwedischen,
russischen
und
österreichischen Königshof.
Für
seinen
eigenen
Stall
erwarb
er
Pferde
aus
berühmten
Gestüten,
so
z.B. vom
König
von
Württemberg.
Den
engen
Beziehungen
seiner
Schwiegereltern von
Lützerode
zum
sächsischen
Königshof
in
Dresden
verdankte
Ernst
Schimmelmann
die
Bekanntschaft
mit
einem
hervorragenden
Pferdekenner: Albert Bernhard Heinze.
Heinze
stand
als
Stallmeister
in
Diensten
des
sächsischen
Königs.
1848
ging
er
mit
Schimmelmann
nach
Ahrensburg
und
übernahm
die
Leitung
des
gräflichen
Gestüts.
Im
Auftrage
Schimmelmanns
erwarb
Heinze
den
Araberhengst
"Hadji",
der
zum
Stammvater
vieler
erfolgreicher Vollblüter und Halbblüter in Schleswig Holstein wurde.
Im
Treppenhaus
des
Schlosses
erinnern
mehrere
Pferdebilder
des
bekannten
Malers
Emil
Völkers
an
diese
glanzvolle
Epoche.
Pferde
aus
dem
Ahrensburger
Gestüt
nahmen
sehr
erfolgreich
an
Pferderennen
teil,
z.
B.
in
Düsseldorf.
Aber
auch
in
Ahrensburg
fanden
Pferderennen
statt,
so
als
Höhepunkt
der
1857
durchgeführten
Veranstaltung
"Tierschau
und
Wettrennen
in
Ahrensburg".
Diese
Veranstaltung
war
auch
Anlass
zum
Prägen
einer
Gedenkmedaille.
Nicht
nur
die
Ahrensburger
Handwerker
profitierten
von
diesem
Ereignis
-
so
baute
Zimmermeister
Wulf
eine
Tribüne
für
400
Personen
-
die
Hotels
und
Gastwirtschaften
hatten
Hochkonjunktur.
Bierzelte
und
Karussells
standen
den
Gästen
und
Einwohnern
Ahrensburgs
zur
Unterhaltung zur Verfügung.
In
Wandsbek
stationierte
Dragoner
sollten
für
einen
geregelten
Ablauf
der
Veranstaltung
sorgen,
kamen
aber
nicht
zum
Einsatz,
weil
das
Fest
störungsfrei
ablief.
Der
Festball
fand
im
Hotel
"Posthaus"
statt.
Bei
der
Abrechnung
stellte
man
fest,
dass
3.800
Eintrittskarten
verkauft
worden
waren.
Den
entstandenen
Trubel
im
Ort
kann
man
sich
vorstellen,
wenn
man
bedenkt,
dass
Ahrensburg
damals
1.500
Einwohner zählte.
Auf
dem
Gestütshof
Hagen
wurden
in
gewissen
Abständen
Pferde
aus
dem
Schimmelmannschen
Besitz
meistbietend
verkauft.
Dort
trafen
sich
Pferdekenner
und
Interessenten
aus
nah
und
fern.
Es
war
immer
ein großes gesellschaftliches Ereignis.
Nach
dem
Tode
Ernst
Schimmelmanns
1885
gab
sein
Sohn
und
Nachfolger Carl die Araberzucht zugunsten der englischen Rasse auf.
Die
Ursache
für
diesen
Wechsel
der
Pferderasse
lag
in
den
engen
Beziehungen
der
Familie
Schimmelmann
zum
Herrscherhaus
in
Berlin
und
dem
dort
herrschenden
Trend
zur
englischen
Lebensart.
(Die
Frau
Kaiser
Friedrichs
III,
Victoria,
war
die
Tochter
der
englischen
Königin
Victoria
und
ihres
Gemahls
Albert
von
SachsenCoburg-Gotha.)
Der
erfolgreiche
Stallmeister
Albert
Heinze
verließ
daraufhin
seinen
Arbeitsplatz im Gute Ahrensburg.
Im
Juni
1896
wäre
fast
das
Ende
des
Marstalls
gekommen.
Während
eines
Gewitters
schlug
der
Blitz
in
die
alte
Scheune
des
Gutshofes
ein.
Das
Feuer
breitete
sich
mit
rasender
Geschwindigkeit
aus.
Eine
halbe
Stunde
später
brannten
13
Gebäude,
auch
die
strohgedeckte
Reithalle
aus dem Jahre 1847.
Die
Ahrensburger
Feuerwehr
übernahm
die
schwierige
Aufgabe,
den
unmittelbar
danebenliegenden
Marstall
zu
schützen.
Er
war
mit
Ziegeln
gedeckt,
die
in
Strohwiepen
lagen.
In
letzter
Minute
konnten
alle
30
Rassepferde
aus
dem
Marstall
gerettet
werden.
Im
gleichen
Jahr
wurden die Gebäude wieder errichtet.
Graf
Carl
Schimmelmann
(1848
-
1922
)
besaß
etwa
50
Rennpferde,
die
im
Marstall
und
in
anderen
Ställen
auf
dem
Gutsgelände
untergebracht
waren.
Sie
nahmen
mit
wenig
Erfolg
an
Pferderennen
in
Bad
Oldesloe
und
Bad
Segeberg
teil.
Im
Marstall
standen
auch
die
Kutschpferde,
die
der
gräfliche Kutscher Kretschmann – genannt Kreuzmann - betreute.
Seine
Familie
stand
seit
Generationen
im
Dienste
der
gräflichen
Familie.
Der
Schatzmeister
Carl
Heinrich
Schimmelmann
hatte
Johann
Jacob
Kretschmann
aus
Dresden
über
Hamburg
nach
Ahrensburg
mitgebracht
und
beschäftigte
ihn
als
Jägerburschen
auf
dem
herrschaftlichen
Hofe.
Dessen
1824
geborener
Enkel
Christian
war
gräflicher
Kutscher
und
verbrachte
seinen
Lebensabend
in
der
sogenannten "Schlosswache" am Eingang Bagatelle.
Christian
Kretschmanns
Sohn
Adolf
Karl
übernahm
die
Stellung
seines
Vaters,
auch
er
wurde
Kutscher.
Der
Kutscher
Adolf
Karl
Kreutzmann
lebte
mit
seiner
Frau
Anna
im
Verwalterhaus
auf
dem
Gutshof
am
Schloss.
Die
gelernte
Mamsell
kochte
dort
für
die
Knechte
und
Mägde
des
Gutes.
Kreutzmann,
der
stets
Livree
trug,
reiste
häufig
im
Auftrage
des Grafen nach Dänemark, um dort Pferde anzukaufen.
In
einem
Notizbuch
hielt
Kreutzmann
auch
die
kleinste
Ausgabe
fest,
die er auf
seinen
Reisen
hatte.
Zu
seinen
Aufgaben
gehörte
neben
der
Verantwortung
für
den
Pferdestall
auch
die
Ausbildung
weiterer
Kutscher.
Trotz
seiner
vielfältigen
verantwortungsvollen
Aufgaben
bekam
Kutscher
Kreutzmann
ebenso
wie
die
meisten
Gutsarbeiter
kaum
Bargeld.
Die
Entlohnung
bestand
bis
in
die
30er
Jahre
aus
freier
Wohnung und Heizung sowie Lebensmitteln.
Die
Folge
dieser
Art
von
Bezahlung
war,
dass
keine
Beiträge
an
die
Sozialversicherung
abgeführt
wurden
und
die
Altersrente
entfiel.
Kreutzmann
verklagte
den
Gutsbesitzer
Heinrich
Schimmelmann
und
erhielt
vom
Gericht
1932
eine
Rente
von
35,--
Reichsmark,
Feuerungsmaterial
und
Wohnrecht,
zunächst
in
einem
Haus
Am
Weinberg
und
später
Am
Tiergarten
(heute
Mühlenredder),
zu
Lasten
des Grafen zugesprochen.
Heinrich
Schimmelmann,
der
als
zweitältester
Sohn
nach
dem
Tode
seines
Vaters
1922
Ahrensburg
geerbt
hatte,
übernahm
nach
kurzer
Zeit
seinen
dänischen
Besitz
Lindenborg
in
Nordjütland
und
überließ
seinem Bruder Carl Otto Schimmelmann Schloss und Gut Ahrensburg.
Die
allgemein
schlechte
Wirtschaftslage,
aber
auch
die
Doppelbesteuerung der
Güter,
führten
dazu,
dass
Schimmelmann
Land
und
Immobilien
verkaufen musste.
1933
erwarb
Schlossgärtner
Max
Neumann
den
linken
Teil
des
Marstalls,
den
seine
Familie
bereits
seit
1913
bewohnte.
Im
rechten
Teil
des
Marstalls
wohnte
bis
etwa
1931
der
Landvogt
des
Grafen,
Paul
Krohn
mit
seiner
Frau
und
sechs
Kindern.
Zu
den
Aufgaben
des
Landvogtes
gehörten
die
Beaufsichtigung
der
Landarbeiter
und
Schnitter
und
das
Aufschließen
der
Futterkiste
zur
Fütterung
der
32
Ackerpferde.
1937
ging
der
mittlere
Teil
des
Gebäudes
-
die
Stallungen
für
die
Pferde
- in den
Besitz
des
preußischen
Staates
über.
Die
Gestütsverwaltung
Traventhal
richtete
eine
Deckstation
ein.
Ein
Teil
der
Pferde
wurde
auch
bei
Bauer
Griem im Beimoor untergebracht.
Der
damalige
Leiter
des
Gestüts
Kottschlag
betreute
etwa
20
Holsteiner.
Er
hatte
die
ehemalige
Wohnung
Krohn
im
rechten
Teil
des
Gebäudes
bezogen.
Er
trug
stets
Uniform
und
erteilte
in
der
Reithalle
Unterricht.
Die
Familie
Schimmelmann
musste
1932
den
Schlosshaushalt
aus
Kostengründen
auflösen.
Die
Ehe
zwischen
Carl
Otto
und
Doris
war
gescheitert.
Carl
Otto
zog
mit
seiner
zweiten
Frau
Nancy
und
seinen
Kindern vorübergehend in die Schlossmühle und dann nach Plön.
Graf
Schimmelmann
wollte
das
Familienwappen,
das
sich
über
dem
Eingang
zum
Marstall
befindet,
mitnehmen
und
hatte
bereits
Maurermeister
Sietz
beauftragt,
es
zu
entfernen.
Dipl.-Ing.
Hans
Schadendorff,
der
seine
Lebensaufgabe
darin
sah,
die
Baudenkmäler
Ahrensburgs
und
ihre
Geschichte
zu
bewahren,
hörte
davon.
es
gelang
ihm,
Graf
Carl
Otto
zu
überzeugen,
dass
das
Wappen
Bestandteil
des
Gebäudes sei und da verbleiben müsse.
Eigentümer
der
Reithalle
und
des
Marstalls
ist
heute
überwiegend
die
Stadt
Ahrensburg;
nur
der
nördliche
Seitenrisalit
des
Marstalls
gehört
Dipl.-Ing.
Bernhard
David,
dessen
Großvater
Schlossgärtner
in
Ahrensburg war.
Seit
dem
09.
Februar
1968
steht
der
Marstall
und
seit
dem
21.
Mai
1987
die
angrenzende
Reithalle
unter
Denkmalschutz.
Das
Gebäude
wird
jetzt vom Kulturzentrum Marstall genutzt.
MARSTALL - AHRENSBURG
MARSTALL - AHRENSBURG